Dieser Artikel wurde ursprünglich von Middle Market Growth, der offiziellen Publikation der Association for Corporate Growth, veröffentlicht.

Die Percentage-of-Completion-Methode (POC-Methode) in der Rechnungslegung ist für potenzielle Investoren von projektbasierten Unternehmen oft mit einem Schleier von Geheimnissen und Befürchtungen verbunden. Sie ist ein entscheidender, aber auch komplexer Teil der Finanzberichterstattung im Bau- und Industriesektor, in dem sich Projekte oft über lange Zeiträume erstrecken.

Die POC-Rechnungslegung beruht auf erheblichen Schätzungen der Geschäftsleitung, um den Zeitpunkt der Umsatzrealisierung zu bestimmen. Diese Flexibilität öffnet das Tor für potenzielle Manipulationen, was unterstreicht, wie wichtig es ist, sich der PoC-Methode mit einem hohen Maß an Sorgfalt und Vorsicht zu nähern. Angesichts der Dynamik auf den Bau- und Ingenieursmärkten sollten Anleger sicherstellen, dass sie für die Analyse von POC gut gerüstet sind.

Die Funktionsweise von Percentage of Completion

Bei den meisten Unternehmen wird der Umsatz verbucht, wenn ein Produkt verkauft und an einen Kunden übergeben wird. Dieser Ansatz ist jedoch für projektbasierte Unternehmen unpraktisch, insbesondere für solche mit Projekten, die sich über Monate oder Jahre erstrecken.

Bei der POC-Rechnung müssen die Manager stattdessen die monatlichen Einnahmen schätzen, indem sie die gesamten vertraglich vereinbarten Einnahmen ermitteln und den Fertigstellungsgrad auf der Grundlage der angefallenen Kosten im Verhältnis zu den geschätzten Gesamtkosten des Projekts berechnen. Ziel ist es, die Einnahmen so weit wie möglich an die Ausgaben anzugleichen.

Die Schätzung der Gesamtkosten eines Projekts ist jedoch oft mit einem erheblichen Ermessensspielraum verbunden, so dass sich die Umsatzrealisierung über mehrere Perioden hinweg verschieben kann. Diese Komplexität wird weiter verstärkt, wenn man es mit Hunderten oder Tausenden von Projekten gleichzeitig zu tun hat, von denen jedes von verschiedenen Projektmanagern beurteilt wird, die eventuell ihre eigenen Voreingenommenheiten in die Bestimmung des PoC mit einfließen lassen.

Praktische Anwendung und Herausforderungen

Durch Analysen lassen sich die Finanzdaten abgeschlossener Projekte genauer darstellen. Um laufende Projekte besser analysieren zu können, ist es jedoch wichtig, die Tendenzen und Neigungen des Managements zu verstehen. Die monatlichen Schwankungen bei den POC-Einnahmen sind nicht immer auf eine Voreingenommenheit des Managements zurückzuführen; so kann es beispielsweise bei einem großen Bauprojekt zu unerwarteten Verzögerungen und Kostenüberschreitungen kommen. Die vorzeitige Umsatz- und Margenrealisierung kann rückgängig gemacht werden, wenn die Gesamtkosten des Projekts die ursprünglichen Schätzungen übersteigen.

Häufig wird die Umsatzrealisierung manipuliert, um das Timing hinsichtlich Steuerverpflichtungen, Provisionsauszahlungen oder anderen wirtschaftlichen Gründen vorteilhaft zu gestalten. Dies könnte Manager dazu veranlassen, zu Beginn des Projekts konservative Schätzungen vorzunehmen, sodass gegen Ende des Projekts mit einem „True up“ gerechnet werden muss. Für Investoren besteht die Herausforderung darin, die letzten Monate zu bewerten, die möglicherweise mehr abgeschlossene Projekte mit signifikanter Umsatzrealisierung widerspiegeln.

Im Nachhinein ist man immer schlauer

Die Kenntnis der endgültigen Gesamtkosten aller abgeschlossenen Projekte ermöglicht im Rahmen der finanziellen Sorgfaltspflicht eine rückwirkende Anpassung des Zeitpunkts, zu dem die Einnahmen auf der Grundlage der monatlich angefallenen Kosten und der tatsächlichen Projektabschlusskosten hätten verbucht werden müssen. Dieser Vergleich kann Aufschluss darüber geben, ob das Management bei der Schätzung von Kosten und Gewinnspannen durchweg einen konservativen, aggressiven oder einheitlichen Ansatz verfolgt.

Das folgende Beispiel zeigt ein Projekt, bei dem das Management in den ersten fünf Perioden von einem konservativen PoC ausging. Abgeschlossen wurde das Projekt letztendlich aber erst in Periode 6 und ein großer Teil des Umsatzes wurde aus den vorherigen konservativen Perioden realisiert. Bei einer sorgfältigen Betrachtung der spezifischen Kosten kann genau festgestellt werden, wie konservativ jeder Monat war, und die Einnahmen können an die entsprechenden Zeiträume angepasst werden. Die Investoren sollten bedenken, dass eine geänderte Darstellung der Umsatzerlöse auch Auswirkungen auf die Berechnung des Nettoumlaufvermögens haben wird, da der Zeitpunkt der Umsatzerlöse mit der Ermittlung der Unter- oder Überfakturierung im Wechselspiel steht.

Berichtet

Sorgfaltspflicht

Damit ist das Problem zwar für alle abgeschlossenen Projekte gelöst, aber es besteht weiterhin das Risiko, dass bei offenen Projekten, die noch Schätzungen des Managements erfordern, Verzerrungen auftreten. Anbieter von Due-Diligence-Prüfungen können diese Projekte ebenfalls neu bewerten. Anstatt die Gesamtkosten an bekannte Beträge anzupassen, können jedoch historische Daten als Schätzung verwendet werden.

Die Gesamtkosten oder die gesamten Projektmargen können auf der Grundlage historischer Durchschnittsmargen für bestimmte Projekttypen, historischer Margen für bestimmte Kunden, der Marge, die für das ursprüngliche Projektangebot verwendet wurde, oder anderer relevanter Kennzahlen verwendet werden, die die Beurteilung durch das Management einschränken würden.

Sorgfalt wird oft als ein Prozess betrachtet, den Käufer durchlaufen. Aber auch für Verkäufer ist die Sorgfalt wichtig, wenn sie sich darauf vorbereiten, ihr Unternehmen auf dem Markt zu präsentieren. Die Verkäufer sollten allen Problemen zuvorkommen, den Eindruck der Befangenheit beseitigen und ihr Verständnis und ihre Sachkenntnis in Bezug auf das Unternehmen und seine Finanzen unter Beweis stellen.

Rechtliche Auswirkungen, Markttrends und Chancen

Jüngste Entwicklungen in der Gesetzgebung, wie z. B. das Wachstum der Infrastrukturausgaben für den Bau von Produktionsanlagen und die steigende Nachfrage nach Strom, haben die POC-Methode ins Rampenlicht gerückt. Diese voraussichtlichen Ausgaben führen zu einem immer größeren Rückstand und einer wachsenden Pipeline für Ingenieur- und Baudienstleistungsunternehmen.

Finanzinvestoren, die in der Vergangenheit vor dem Sektor zurückgeschreckt sind, interessieren sich zunehmend für den Erwerb von Unternehmen, die von diesen Megatrends bei den Ausgaben profitieren werden. Das Verständnis und die korrekte Analyse der historischen und prognostizierten Leistung dieser Firmen, zu der die Hochrechnung des bestehenden Auftragsbestands und der Pipeline auf den zukünftigen Umsatz und das EBITDA gehört, erfordert ein Verständnis und die Anwendung der POC-Analyse.

Neben den Investoren in diesem Sektor müssen auch die Kreditgeber bereit sein, die POC-Analyse anzuwenden, um die Verschuldungskapazität zum Zeitpunkt des Abschlusses einer Transaktion richtig einzuschätzen und Covenants für zukünftige Zeiträume festzulegen. In Zusammenarbeit mit erfahrenen Anbietern für Due-Diligence-Prüfungen und in Kooperation mit dem Management können Banken und Direktkreditgeber eine tragende Rolle bei den anhaltend hohen M&A-Aktivitäten in diesem Sektor spielen.

Die Sektoren Ingenieur- und Baudienstleistungen sind nach wie vor stark fragmentiert, und für Investoren bieten sich weiterhin Möglichkeiten, solide, gut geführte Unternehmen zu vernünftigen Multiplikatoren zu erwerben. Um erfolgreiche Plattformen zu finden und zu erwerben, ist es wichtig, die Grundlagen der Art und Weise zu verstehen, wie diese Firmen Projekte anbieten, gewinnen und verwalten. Ein erfahrener Anbieter von Due-Diligence-Prüfungen, der die Auswirkungen der POC-Bilanzierung versteht und diese Erfahrung zur Unterstützung der Investoren einsetzen kann, wird bei der Fortsetzung dieser Megatrends von entscheidender Bedeutung sein.

Fazit

Investoren hatten in der Vergangenheit häufig Vorbehalte gegenüber Unternehmen, die mit der PoC-Methode arbeiten, insbesondere gegenüber gründergeführten Unternehmen oder solchen aus dem Mittelstand, da diese Bilanzierungsmethode sehr komplex ist und das Potenzial zur Verschleierung von Bilanzen birgt.

Mit detaillierter Sorgfalt und fachkundigen Finanzpraktiken können Unternehmen jedoch die Komplexität dieser Methode meistern und potenzielle Risiken in Chancen für Wachstum und Erfolg verwandeln.